„Ephraim Kishon, der israelische Schriftsteller mit ungarischen Wurzeln sagte: „Ich fühle mich nicht alt, weil ich so viele Jahre hinter mir habe, sondern weil nur noch so wenige vor mir liegen.“ Kishon lebte von 1924 bis 2005. Psychologen sagen, dass wir die meiste Zeit unseres Lebens in der >>Illusion der Unsterblichkeit<< verbringen. Wir sind uns unserer eigenen Vergänglichkeit meistens nicht bewusst. Das ist ein Schutzmechanismus unseres Gehirns.
Vielleicht würden wir das Leben und seine kostbaren Augenblicke mehr auskosten, wenn wir uns unserer Vergänglichkeit auch im Alltag vor Augen halten und jeden Moment zu unserem letzten machen würden.
„Warum haben wir bloß solche Angst vor dem Sterben, wo es doch alle schon getan haben vor uns?“ fragte der italienische Schriftsteller Tiziano Terzani, der in dem Film „Mein Ende ist mein Anfang“, durch den Schauspieler Bruno Ganz verkörpert wird, seinen Sohn.
Der Film gibt Terzanis Lebensende wieder.
„Wenn du es dir genau überlegst, und das ist ein schöner Gedanke, den natürlich schon viele angestellt haben, ist die Erde, auf der wir leben, im Grund ein riesiger Friedhof. Ein immens großer Friedhof all dessen, was gewesen ist. Wenn wir anfangen würden zu graben, fänden wir überall zu Staub verfallenen Knochen, die Überreste des Lebens. Kannst du dir vorstellen, wie viele Abermillionen von Lebewesen auf dieser Erde verstorben sind?“ Tiziano Terzani hielt inne, dann fuhr er fort: „Sie sind alle da.“
Aus „Der Biophilia Effekt – Heilung aus dem Wald“ von Clemens G. Array
Clemens G. Arvay schrieb diese Zeilen 2015.
Ob er sich damals wohl seiner eigenen Vergänglichkeit bewusst war?
Der Autor verstarb 2023 an Suizid.
Arvay war ein vehementer Kritiker der Corona-Impfung und den zugehörigen Maßnahmen. Er setzte sich sehr für die Aufklärung ein. Ob nun die Hetze der Medien, der Pharmaindustrie oder der Impfbefürworter zu seinem Selbstmord beitrugen, kann ich nicht beurteilen.
Ich habe sein Buch im Herbst dJ gelesen. Im Herbst, der Jahreszeit der Vergänglichkeit, und des allmählichen Endes von dem, was gewesen ist.
Ob sich Arvays Thesen nun auf zu spekulative Studien und Theorien stützen kann ich im allgemeinen nicht beurteilen.
Ich, für meinen Teil, weiß, dass es mir schlichtweg „gut tut“ in der Natur zu sein. Nach einem Spaziergang im Wald fühle ich mich wieder geerdet und in Harmonie mit meiner Umwelt.
Somit hege ich keinen Zweifel daran, dass die Natur zB meinen Cortisol-Spiegel sinken lässt.
Verbringe ich hingegen einen Tag in der Einkaufsstraße merke ich, wie mich die Masse an Menschen und die Hektik regelrecht auslaugen.
Was wäre also naheliegender als auch die Ewigkeit im Wald zu verbringen?
Wenn ich etwas mitzureden habe, wenn ich diese Welt verlasse, möchte ich gerne in einem Wald gehen und auch dort bleiben, auf einem Waldfriedhof beigesetzt werden. Die Vorstellung das Zwitschern der Vögel jeden Tag zu hören, und ein Teil des Waldes sein zu dürfen beflügelt mich. Es ist das, wo wir herkommen, und wo wir auch letzten Endes wieder hingehen werden – zurück in die Ewigkeit, als Teil eines großen Ganzen.
Ich habe keine Angst vor dem Tod. Was mir Angst macht, ist das Sterben an sich. Der Übergang in ein neues Bewusstsein. Gleich, einer Geburt.
Dies wurde mir im Herbst letzten Jahres bewusst, als ich meinen Kater bei seinem letzten Atemzug begleiten durfte. Dem Tod so nahe zu sein, war etwas, dass ich noch nie zuvor erlebt hatte.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass wir alle einmal diese Welt verlassen werden.
Wann, das kann wohl niemand genau sagen. Es könnte wohl schon morgen sein.
Eigentlich war meine erste Begegnung mit der Unendlichkeit, oder sagen wir, einem Hauch davon an einem grundsätzlich unspektakulärem Mittwoch Abend des Jahres 2006.
Ich war unterwegs nach Hause, auf einer dunklen Freilandstraße. Mein Auto kam ins Schleudern, ich klammerte mich an das Lenkrad meines blauen Chevrolet und hatte nur einen Gedanken: „Entweder stirbst du jetzt, oder nicht!“
…oder nicht!
Zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir bewusst, wie „schnell“ es gehen kann. Völlig unspektakulär. Licht aus. Das wäre es gewesen.
Hätte nicht der Beton in dem der Zaun des Gartens einbetoniert war, mein, auf ihn zu rasendes Auto gebremst.
Seit diesem Erlebnis war mir klar, dass ich wohl noch nicht alle Aufgaben erfüllt haben musste, die für mich vorgesehen sind.
Das Leben ist ein stetiger Fluss von Momenten, die uns prägen, erfreuen und manchmal auch erschüttern. Eines haben jedoch alle auf der Erde lebenden Individuen gemein: eines Tages werden sie alle diese Welt verlassen.
Die Vergänglichkeit ist ein Teil des Lebens, den wir zwar oft verdrängen, aber der uns unweigerlich wieder einholen wird.
Der Gedanke an das Sterben ruft unterschiedliche Reaktionen hervor – von Angst und Trauer bis hin zu Akzeptanz und dem Versuch, das Unvermeidliche zu begreifen.
Unsere Gesellschaft neigt dazu, das Thema Tod zu tabuisieren. Wir umgeben uns mit Ablenkungen und streben nach immer mehr – nach Besitz, Erfolg und unvergänglicher Schönheit. Doch all diese Dinge sind vergänglich. Der Körper ist nicht ewig, ebenso wenig wie unsere Zeit auf dieser Erde. Diese Erkenntnis kann beängstigend wirken, doch sie birgt auch eine tiefe Weisheit: In der Endlichkeit des Lebens liegt die Chance, den Moment zu schätzen und das Wesentliche zu erkennen.
Das Sterben ist nicht nur ein Ende, sondern auch eine Erinnerung daran, dass alles, was lebt, eine Reise hinter sich hat. Unsere Beziehungen, unsere Träume und unser Wirken sind Spuren, die wir hinterlassen. Der Tod macht uns bewusst, wie wichtig es ist, in der Gegenwart zu leben, im Einklang mit uns selbst und der Welt um uns.
Indem wir uns der Vergänglichkeit stellen, können wir das Leben intensiver erleben. Wir erkennen, dass jede Begegnung, jedes Lächeln, jeder Augenblick kostbar ist. Der Tod lehrt uns, den Moment zu würdigen und das Leben in seiner ganzen Schönheit zu umarmen. Denn auch wenn alles einmal vergeht, kann uns die Erinnerung an das, was war, niemand mehr nehmen.